Donnerstag, 2. Juni 2005

Spaßbremsen Teil 1: Thripse

gemein, gemein…

Es gibt wohl kaum einen Hobby-Gärtner, der noch keine Erfahrungen mit gefräßigem Kleinvieh, besser bekannt als Pflanzenschädlinge, gemacht hat. Das Hanf Journal möchte euch von nun an in einer Mini-Serie zum Sammeln über die am häufigsten auftretenden Spaßverderber informieren und gleichzeitig Tipps zu deren Bekämpfung mit auf den Weg geben. Als Erstes werden wir über Thripse berichten, neben den Spinnmilben wohl der verbreiteteste Feind im Indoor-Bereich.

Thripse (Thysanoptera) werden umgangssprachlich auch Fransenflügler, Blasenfüße (aufgrund der Haftblasen an den Füßen) oder Gewittertierchen genannt. In Europa sind ungefähr 300 Arten bekannt, weltweit sogar bis zu 5.000 Arten, nicht alle Arten schädigen Pflanzen. Sie sind schlank, ungefähr ein bis 1,5 Millimeter lang, haben einen dunklen Körper und zwei gelblich-braun gestreifte, fransige Flügelpaare. Ein Weibchen legt durchschnittlich jeden Monat 60 Eier (!), die Larven der Thripse sind durchscheinend weiß. Einige legen ihre Eier mit einer Art Bohrer im Pflanzengewebe ab, andere an der Oberfläche der Pflanze. Die sehr hell gefärbten, flugunfähigen Larven durchlaufen innerhalb weniger Wochen diverse Stadien der Entwicklung. Bereits in manchen dieser Stadien schädigen sie die Wirtspflanze und sie können sich aufgrund ihrer Flugfähigkeit zu den umliegenden Pflanzen bewegen. Nach der Verpuppung schlüpfen die erwachsenen, ebenfalls flugfähigen Tierchen, die mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen sind.

Zur Früherkennung wird der beliebteste Aufenthaltsort der Tierchen, die Blattunterseite, regelmäßig kontrolliert, dunkle Kottropfen sind meist das erste sichtbare Symptom. Auch der Einsatz von Blautafeln ist zu empfehlen, Gelbtafeln haben sich zur Thrips-Früherkennung nicht bewährt. Schüttelt man die Pflanze ein wenig, kann man bei genauem Hinsehen einige hochgeschreckte Tiere sehen.

Ist der Befall erst einmal sichtbar, ist er meist schon so weit fortgeschritten, dass natürlicher Pflanzenschutz oder der Einsatz von Nützlingen nichts mehr bringt, daher ist eine Früherkennung immens wichtig. Ein sicheres Indiz für fortgeschrittenen Thrips-Befall sind silbrig-glänzende Stellen auf der Blattoberseite. Diese Färbung entsteht, wenn die Schädlinge mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen die äußere Blatthaut aussagen. Dann kann dort Luft in die Zellstruktur des Blattes eindringen und diese Stellen verfärben sich weiß und glänzen silbrig. Später werden die Blätter gelb, trocken und vorzeitig abgeworfen.

Was also tun, wenn trotz aller Vorsicht ein Befall entdeckt wird? Ein Absammeln per Hand ist sehr schwierig, da Thripse im Gegensatz zu den Spinnmilben sofort und schnell das Weite suchen. Die befallenen Pflanzen sollten isoliert, die stark in Mitleidenschaft gezogenen Stellen entfernt und das Medium, wenn möglich, vorsichtig ausgewechselt werden, da sich die flugunfähigen Larven zum Teil im und auf dem Boden aufhalten. Die Entsorgung der Pflanzenreste und des ausgetauschten Mediums in gut zugebundenen Tüten versteht sich von selbst. Außerdem empfehlen wir ein vorsichtiges Abduschen mit lauwarmem Wasser, auch eine hohe Luftfeuchtigkeit zwischen 60 bis 80 Prozent im Pflanzraum ist den Fransenflüglern unangenehm, sie lieben trockene, warme Luft. Die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit kommt natürlich nicht in den letzten vier bis sechs Wochen der Blütephase in Frage, da sich sonst die Blüten nicht ausreichend entwickeln können.

Im fortgeschrittenen Befallstadium hilft leider nur noch die chemische Keule, also systematisch wirkende Mittel, die, gesprüht, gegossen oder als Tafel in das Medium gesteckt, in den Nährstoffkreislauf aufgenommen werden. Wir möchten hier keine Werbung für Pestizide machen, fragt einfach im Grow Shop eures Vertrauens oder notfalls im Zierpflanzenhandel, wenn es denn so weit sein sollte. Abraten möchten wir in diesem Zusammenhang ausdrücklich vom Systemschutz D-Hydro. Dieses vorbeugende Mittel hat in Deutschland mittlerweile die Zulassung verloren, wird aber leider noch in einigen Geschäften angeboten.

Besser als jedwede Chemie ist neben der oben erwähnten Blattkontrolle die Kombination von Nützlingen und Neem-Öl, das in regelmäßigen Abständen prophylaktisch gesprüht wird. Zum einen verdirbt es den Fraß-Feinden den Appetit, zum anderen erschwert die ölige Oberfläche den Blasenfüßen die Bodenhaftung. Aber Vorsicht, zuviel Neem-Öl erschwert den Blättern das Atmen, da es die Poren verstopfen kann. Der Einsatz natürlicher Fraß-Feinde, so genannter Nützlinge, verspricht auf lange Sicht den größten Erfolg. Geeignet sind Raubmilben (Amblyseius cucumeris ) und/oder Florfliegen (Chrysoperla carnea), wobei erstgenannte spezifischer gegen Thripse vorgehen. Die Florfliege eignet sich für einen Mischbefall, denn sie vertilgt außerdem Spinnmilben und Blattläuse. Bei dieser Methode bleiben natürlich immer ein paar Thripse übrig, da Nützlinge nie ihre komplette Lebensgrundlage vernichten. Trotzdem bleibt den Schädlingen nicht genügend Zeit, größere Populationen zu entwickeln, die die Pflanze schädigen. Eine komplette Reinigung des Pflanzraumes ist nach der Bekämpfung obligatorisch. Um den ganzen Stress zu vermeiden, sollte der Pflanzraum – bis auf die Frischluftzufuhr – keinem Tierchen jedweder Spezies das Eindringen ermöglichen. Über den Zuluftschlauch/-schlitz kann zu diesem Zweck eine Feinstrumpfhose gespannt werden.

Wer einmal die chemische Keule angewendet hat, sollte daran denken, dass systematisch wirkende Mittel den gesamten Nährstoffkreislauf beeinflussen und somit den Einsatz von Nützligen ausschließen. Ein Gärtner, der ein solches Mittel ausgebracht hat, sollte je nach Wirkstoff und Abbauzeit (steht auf der Packungsbeilage) ungefähr vier bis sechs Wochen warten, bis Nützlinge ausgesetzt werden und diese Zeit mit Neem-Öl „überbrücken“, da sich das ganze Spielchen (Befall – Sprühen – Besserung – Befall – Sprühen …) sonst alle acht Wochen wiederholt. Denn auch das beste systematisch wirkende Mittel erwischt nie alle Schädlinge, ein auf lange Sicht stabiles Gleichgewicht im System bieten nur Nützlinge in Kombination mit natürlichem Pflanzenschutz.

KIMO

Gegen Thripse können auch folgende Mittel helfen:

Knoblauchtee: 80 g kleingehackte Zehen/1 l Wasser, 1 zu: 5 bis 1 zu: 10 verdünnen. Knoblauchtee auf befallene Pflanzen gießen, mehrmals wiederholen. Hilft auch gegen Blattläuse.
Öl-Spülmittel-Wasser-Emulsion: Ein Liter Wasser mit 2 Esslöffel Olivenöl und einen Spritzer Spülmittel mischen. Diese Emulsion wird auf die Pflanze gesprüht.
Ein weiteres Hausmittel ist das Spritzen mit einer Lösung aus 15 Gramm Schmierseife in einem Liter warmen Wasser. Als Schmierseife darf nur reine Kali-Seife ohne Zusätze verwendet werden (gibt es in Apotheken oder Drogerien).

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