Dienstag, 5. September 2006

Boozoo Bajou: Juke Joint II (K7 records)

>> Soul

Nachdem ihr letztes Soloalbum „Dust My Broom“ im vergangenen Jahr mehr als nur für Aufmerksamkeit gesorgt hat, legen sie mit „Juke Joint II“ erneut eine absolut fantastische Compilation mit ihren vielseitigen musikalischen Vorlieben vor. War der Vorgänger noch eher von Blues und Dub geprägt, liegt nun der musikalische Fokus auf den vielen globalen Spielarten von Soul und Funk. Boozoo Bajou spannen einen musikalischen Bogen um die halbe Welt und verbinden das Gestern mit dem Heute. Der insgesamt wahrhaft meisterliche Mix beginnt zunächst in den amerikanischen Südstaaten mit dem Opener „Rainy Night In Georgia“ von Tony Joe White im kongenialen Boozoo Bajou’s Georgia Dub. Nach Abstechern in den amerikanischen Norden mit DJ Day’s „Four Hills“ und „Hurry On Now“ von Alice Russel feat. TM Juke folgt ein kurzer Ausflug nach Wien zum wundervollen Downbeat-Track „The Thing“ mit Urbs & Cutex. The Meters kommen mit dem rührseligen „Heartache“, während El Michels Affair das angejazzte „Hung Up On My Baby” bereit stellt, bevor Dennis Bowell live aus Jamaika mit „Rowing“ die Reggaeheads befriedigt. Es folgt England und die Beat-Schmiede Blend Crafters mit dem relaxten „Bad Luck Blues“ und Mark Rae mit der souligen „Medicine“. Nachdem mich Boozoo Bajou feat. Oh No mit „Back Up” (Original Cut) mit HipHop-Grooves erheitern, geht es weiter nach L. A. mit Nicole Willis And The Soul Investigators und der Neo-Sixties-Soul-Hymne „Feeling Free”. In Äthiopien wartet mit „Emnete” feinster Jazz des Mulatu Astatque, der durch den Soundtrack des Jim Jarmusch-Film „Broken Flowers“ berühmt wurde. Das „Another Dark Alley Scenario“ von Headtric feat. Joshua Baumgarten ist ebenso wie der „Pflug“ von Boozoo Bajou ein wahrer Genuss zum Zuhören. Das Berliner Rechenzentrum erzählt uns was von „Tiefenschärfe“, Hanne Hukkelberg singt mit „Cast Anchor” eine Ballade mit Gänsehaut-Garantie, Gecko Turner’s „Dizzie” (Boozoo Bajou Remix) trippelt mit viel Seele über einen Dub-Soundteppich. Alle, die anspruchsvollen Reggae mögen, kommen mit „Lambs Bread Collie” (Light Of Saba) und „For The Love Of You “ (John Holt) auf ihre Kosten, bevor schließlich Josh Rouse mit „Comeback” das große Finale einläutet. Der Juke Joint, ein Hangout der schwarzen Landbevölkerung, ist traumhaft schön zusammengemixt – nicht schubladen- sondern musikalisch denkend. Der kaleidoskopische Charakter der Trackauswahl wird hier von einem unsichtbaren Band zusammengehalten, das man im englischen „Vibe“ nennt, jenen unscharfen, aber doch trefflichen Begriff der Musik auszeichnet, die geprägt ist von Tiefe und Beseeltheit, Zurückgelehntheit und heiterer Melancholie. Streckt die Hände nach den richtigen Menschen aus!

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