Mittwoch, 27. September 2006

Ice Cube: Laugh Now, Cry Later (lench mob records)

>> Hip Hop

Definition Of A West Coast G! Längst erschienen und nie von mir rezensiert worden, wofür ich mich vielmals entschuldigen und das nun unbedingt nachholen möchte. 20 Jahre nachdem N.W.A. ihre ersten musikalischen Releases auf dem Independent-Wege veröffentlichten, hat einer der Gründer der legendären Compton-Crew beschlossen, den Major-Labels den Rücken zuzuwenden und zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Nach gut sechs Jahren Filmpause meldet sich der erfolgreichste rappende Schauspieler nach Will Smith und Gangstarap-Ikone Shea Jackson aka Ice Cube mit dem Soloalbum „Laugh Now Cry Later“ zurück, welches 16 Songs und vier Skits beinhaltet, die sich mit politischen Rechten und Meinungsfreiheit auseinandersetzen, jedoch auch Partys, Kriminalität und Sex nicht außer Acht lassen. Für die erste Single „Why We Thugs“ engagierte Cube Hitgaranten Scott Storch, der mit seinen Trademark-Synthies und pumpenden Bassläufen ein amtliches Clubbrett abliefert. Ice Cubes markante Stimme, seine sozialkritische Betrachtung des US-amerikanischen Gefängnissystems und der hohen Kriminalitätsrate innerhalb der schwarzen Bevölkerung machen das Ganze zu einem unheimlich intensiven Stück Musik. Street Knowledge! „Smoke Some Weed“ kommt orientalisch, was auf entspannende Weise durchaus zum Text passt. Nach einem amüsanten Anruf („Dimes & Nicks“) von Mike Epps (bekannt als Ice Cubes Cousin in den „Friday“-Filmen) thematisiert Cube in „Child Support“ die Entwicklung des Raps von seiner Zeit als Mitbegründer bis in die heutige Zeit, in der laut Cube nur noch über „pussy and money“ gerappt wird. Der harte Beat mit Geigen, Blasinstrumenten, orientalischer Gitarre und orgelähnlichen Tönen ist der Wahnsinn! Einige Kommentare zu Ice Cube wurden in „2 Decades Ago“ zusammengeschnitten, bevor man in „Doin’ What It ’Pose 2Do“ über einem klassischen Gangsta Beat erkennt, dass Cube seinen alten Flow nicht verloren hat. Im genialen Titeltrack inszeniert Cube wie in alten Tagen eine Hood-Geschichte – ein Track zum Wohlfühlen! Der immer mehr in die 1. Liga der Superproduzenten aufsteigende Swizz Beatz schickt Cube für „Stop Snitchin’“ über eine fett groovende Bassline, der Titel des Tracks ist eindeutig, und heraus kommt ein weiteres Highlight des Albums. „Go To Church“ mit dem typischen Lil Jon Crunk Beat ist einfach nur brillant, denn nicht nur Cube sondern besonders Snoop Dogg läuft zu seit Jahren nicht mehr erreichter Höchstform auf. „The N***a Trapp“ ist ein sehr ernster Track, in dem Cube wiederum die Umstände innerhalb der schwarzen Bevölkerung der USA kritisiert und dabei auch nicht vor George Bush und Gouverneur Arnold Schwarzenegger Halt macht. In „A History Of Violence“ fasst ein imaginärer Fernsehreporter rassistische Taten seitens weißer Gangs gegen Schwarze in Los Angeles auf und berichtet vom defensiven Widerstand der Schwarzen. Indiz dafür, dass Cube seine Wurzeln keineswegs vergessen hat und sich stattdessen aktiv damit auseinandersetzt. Der erste richtig fröhliche Song ist „Growin up“, in dem er die Anfangstage von N.W.A, den Split der Supergruppe, sowie seinen eigenen Werdegang vom Kleinkriminellen aus Compton zum Rapmillionär und Hollywoodstar beschreibt und an das Schöne im Ghetto erinnert. Dank an Eazy-E und Erwähnung seines Sohns Lil Eazy! In vielen seiner Songs rappt er aggressiv und energiegeladen und möchte seiner Wut Ausdruck verleihen – so auch im rockigen „Click, Clack – Get Back!“ („I flip shit for gang-bang n****s, I talk shit for insane n****s …”). Mit einem treibenden Elektrobeat und übergeilem Einsatz vom Don Mega überzeugt „The Game Lord“, was teilweise an Dr. Dres Produktionsstil erinnert. „Chrome & Paint“ (feat. WC) vermittelt das gechillte Lowrider Gefühl zwischen den beiden Mitgliedern der Westside Connection. Der oben schon gelobte Scott Storch sammelt weiter Props mit frischen Piano-Licks für „Steal The Show“, Cubes überzeugender Flow besorgt den Rest. Nach Snoop Dogg’s zweitem Einsatz im eher oberflächlichen „You Gotta Lotta That“ und dem sehr tighten „Spittin Pollaseeds“ (feat. WC & Kokane) legt Lil’ Jon für „Holla @ Cha’ Boy“ zum Abschluss einen bösen Uptempo-Knaller hin. Wir atmen erleichtert auf: Auch nach 16 Jahren ohne N.W.A hat „Amerikka’s Most Wanted“ mehr Attitüde als 80 Prozent aller Newcomer im Game. R.I.P. Eazy E , N.W.A. 4 Life !

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