Freitag, 29. Juni 2007

Ich sehe was, was du nicht siehst

Bundesgesundheitsministerium schaut weg

Mittlerweile versuchen wir seit über eineinhalb Jahren, Licht ins Dunkel zu bringen. Leider ist das immer noch nicht möglich, da die Menschen, die uns bei der ganzen Sache helfen müssten, versuchen, die Problematik totzuschweigen.

Eine kurze Chronologie der Ereignisse: Im Oktober 2005 berichten wir als erste Zeitung überhaupt über das Phänomen von gestrecktem Gras. Kurz darauf berichteten wir über Salz, Glas und BRIX, die ebenso als Streckmittel für Gras herhalten mussten. In der Folgezeit wurden wir mit Leserbriefen, e-mails und sogar Proben des verseuchtes Weeds bombadiert. Niemand unserer Mitarbeiter hätte gedacht, dass das Problem solche Ausmaße angenommen hatte.

Der Deutsche Hanfverband (DHV) startete vor einiger Zeit einen Protestmailer an das Gesundheitsministerium, in dem unter anderem die Möglichkeit des Drug Checking“ für Cannabis gefordert wird, mit Blick auf die Gesundheit von Millionen HanfkonsumentInnen. Außerdem wurde die Behörde aufgefordert, Proben testen zu lassen und die Ergebnisse zu veröffentlichen. Reaktion bisher: keine- mit Ausnahme der Antwort von Maria Eichborn, Drogenbeauftragte der CSU. Sie meint, der Konsum von Cannabis sei ohnehin schon schädlich genug. Deshalb würden solche Maßnahmen den Cannabiskonsum lediglich unterstützen. Auf Anfrage des DHV sieht das Gesundsheitsministerium auch keinerlei Handlungsbedarf, da das BKA dem Ministerium mitgeteilt habe „ gestrecktes Gras gäbe es in der Praxis nicht“ Die Verantwortlichen in einigen unserer Nachbarländer sehen das etwas anders: Belgien, Luxemburg, Großbritannien haben allesamt Warnungen für KonsumentInnen herausgegeben, in denen zur Vorsicht gemahnt wird. Laut dem luxemburgischen Gesundheitsministerium seien bei zwei Drogenkonsumenten in Frankreich ernsthafte Atemwegserkrankungen durch beigemischte Glassplitter ausgelöst worden. Das Gesundheitsministerium ließ verlauten, es habe auch in Belgien ein ähnlichen Fall gegeben. Daher sei nicht auszuschließen, dass auch in Luxemburg mit Glassplittern gestreckte Cannabis-Produkte verkauft werden. Das Marihuana werde aus zwei Gründen mit 0,02 bis 0,03 Millimeter großen Glassplittern gestreckt, zum Einen werde damit das Gewicht des Endproduktes erhöht, um den Verkäufern eine höhere Gewinnspanne zu ermöglichen. Auch versuche man, den Konsumenten irrezuführen, indem vorgetäuscht werde, dass das Produkt durch seinen kristallinen Aspekt, viel Cannabis-Harz und eine hohe Qualität aufweise. Die Glassplitter seien mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. Jedoch fühle das Produkt sich körnig an und erzeuge ein knirschendes Geräusch beim Zerdrücken, hieß es in der Pressemitteilung. Personen die nach dem Konsum von Marihuana ungewöhnliche Symptome, wie Brennen im Mund, Atemproblem oder Blutauswurf bei sich bemerken, sollten sich schnellstmöglich an einen Arzt wenden. Das luxemburgische Gesundheitsministerium stehe gerne für weitere Informationen bereit. Das deutsche nicht.

Klar, überall gibt es gestrecktes Gras, nur in Deutschland nicht. Weil unsere Dealer so lieb sind. Wegschauen wäre eher bei den kleinen SelbversorgerInnen angesagt, die seit einiger Zeit im Focus polizeilicher Ermittlungen stehen, nicht wenn es um eine ernstzunehmende Gesundheitsgefährdung der HanfkonsumentInnen hierzulande geht. Also Frau Bätzing, da sie die KonsumentInnen nicht warnen, müssen wir eben die Warnung ihrer luxemburgischen Kollegen veröffentlichen. Leider können wir unseren LeserInnen nicht sagen, wohin sie sich im Falle von Problemen wenden können, ihrer Behörde ist das Problem ja gar nicht bekannt. Auf jeden Fall hat es sich jetzt hoffentlich ausgeschwiegen, die Beweislage ist eigentlich eindeutig. Entweder müssten die Verantwortlichen sich der Warnung ihrer Ministerkollegen aus den oben genannten Ländern anschließen oder öffentlich zugeben, dass ihnen die Gesundheit von Deutschland’s HanfkonsumentInnen egal ist.

Wer kifft ist halt selbst schuld.

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