Freitag, 29. Juni 2007

Frieden für alle

oder: Angebaut- weggeschaut

Wir stehen mal wieder im Mittelpunkt. Das ZDF, die Berliner Stadtmagazine Zitty und TIP, überregionale Tages-
zeitungen – alle berichten über das Phänomen „illegaler Hanf-
plantagen“. Andere würden sich freuen, Hanfzüchter- Innen ist das aufgrund herrschender Gesetze eher unangenehm (wie im Leser-
Innenbrief auf Seite zwei). Immer mehr Menschen züchten ihre Hanfblüten zum Eigenkonsum selbst. Natürlich bleibt das der Staatsgewalt auf Dauer nicht verborgen, seit einigen Monaten jagen deutsche Behörden wieder Kiffer, diesmal sind die Selbstversorger dran.
Was sollen wir tun? Ganz aufhören zu kiffen und anfangen, auf legale Drogen aus der Apotheke umzusatteln? Saufen? Gestreckten Dreck konsumieren, die Niederländer durch Dauerpräsenz in ihren Coffeeshops nerven oder selbst beim Besitz einer Pflanze weiterhin Gefahr laufen, vor Gericht zu landen und als Krimineller dazustehen? Schöne Aussichten.
Wir wollen endlich Frieden. Mit der Polizei, den Gerichten. Und denen, die eben jene Gesetze machen, die vier Millionen CannabiskonsumentInnen in Deutschland kriminalisieren. Wir sind es leid, uns wie Verbrecher zu verstecken, während sich jedes Wochenende mindestens ein junger Mensch legal ins Koma säuft.
Wie kann es sein, dass 12 Jahre nach dem Karlsruher Urteil KleinstgärterInnen immer häufiger von der Polizei und Staatsanwaltschaft belästigt werden? Hier wird sich wieder Vorgehensweisen bedient, die durch die Regelung der „geringen Menge“ eigentlich schon längst der Vergangenheit angehören sollten. Bei der Suche nach „professionellen“ Hanfbauern stößt die Polizei meist auf Privatleute, die ein wenig Gras für sich selbst anbauen. Nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ wird momentan jede/r strafrechtlich verfolgt, die/der Hanf anbaut. Der Denkfehler: Menschen, die für ihren eigenen Bedarf Cannabis kultivieren, können ein bis vier Mal im Jahr ernten. Selbst wer nur einmal im Jahr erntet und drei Joints pro Monat raucht bräuchte einen Jahresvorrat von ungefähr 30 Gramm. Der Gesetzgeber nennt dieses Phänomen „Vorratshaltung“. Leider gibt es ein Wort aber keinerlei Regelung hierfür, dafür aber eine saftige Strafe. Die Regelung der „geringen Menge“ lässt für die „Vorratshaltung“ keinen Spielraum, anscheinend soll der Schwarzmarkt für Cannabisprodukte bestehen bleiben. Der Gang zum Dealer ist hierzulande ungefährlicher als ein oder zwei Hanfpflanzen im Vorgarten stehen zu haben.
Trotz alledem oder gerade deshalb verhärten sich die Fronten: auf der einen Seite boomt der Heimanbau, auf der anderen Seite verstärken Polizei und Politik die Repression gegen Hanfbauern, egal ob groß oder klein. Und der Hanf wächst- verboten oder nicht.
Wahrscheinlich würde sich das so genannte Problem großer, kommerzieller Hanfplantagen von selbst lösen, sobald der Anbau für den eigenen Bedarf sowie der Anbau von Medizinalhanf gesetzlich geregelt wären. Prinzip Angebot und Nachfrage. Dafür müsste man aber endlich Frieden mit den HanfkonsumentInnen schließen.

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