Montag, 6. August 2012

How to grow…

oder: Kiff zum Selber machen

Im Gegensatz zu unseren Alkohol konsumierenden Mitbürgern, denen dank deutschem Reinheitsgebot und einem mannigfaltigen Angebot auf dem Getränkemarkt wenige Gründe zur Selbstversorgung geliefert werden, muss ein Cannabiskonsument sehen, wo er bleibt.
dem unkontrollierten Schwarzmarkt ausgeliefert, als leicht paranoider, krimineller Hanfbauer in seinen eigenen vier Wänden oder gar ausgesiedelt in ein liberales Nachbarland, in dem der Zugang zur gewünschten Substanz nicht unter Strafe fällt und überprüfte Ware über Ladentheken wandert.
Praktisch am Hanfgenuss ist dafür die Möglichkeit der Eigenherstellung dank rein natürlicher Bestandteile des zu produzierenden Materials. Ob Gras, Haschisch, Haschöl, Skuff, Skiff oder sogar moderne THC-haltige Lösungen in Flüssigkeiten bergen keinen großen Aufwand in ihrer Produktion. Im Grunde benötigt man bloß einen Platz mit Erde, feminines Saatgut sowie Wasser und Licht. Zeit sollte beim Pflanzer vorhanden, den Pflanzen gewährt werden. Das war‘s. Aus dem Samen wird eine Pflanze sprießen, nach einer Wachstumsphase folgt die Blütenphase, genau dann, wenn zwölf Stunden Illuminierung in Tageslichtqualität geboten werden. Nach einigen Monaten werden die Blüten reif sein, man erntet, trocknet diese und hat, was man wollte. 8-16 Wochen einplanen – gießen, genießen, glücklich sein. So einfach könnte es sein.
Leider darf man aufgrund der Gesetzeslage in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt keine Pflanzen der Gattung Hanf anpflanzen, erst recht nicht,wenn sie zum persönlichen Genuss angesetzt würden. Um Schwierigkeiten mit den Gesetzeshütern aus dem Weg zu gehen, hat sich in prohibitionsgeschwängerten Ländern eine Indoor Growing Szene entwickelt, die sich den technischen Fortschritt des Homo Sapiens zu Nutzen macht, um den gesetzlichen Rückschritt der Verbote möglichst heimlich zu unterwandern. Die Industrie weiß mit solchen Situationen umzugehen, weshalb sich ein schier unüberschaubarer Markt an Growing-Equipment, Samenbanken und Paraphenalien entwickelt hat. Dieser möchte verstanden werden, bevor das private Schattendasein mit den grellen Leuchten beginnen darf.

Was brauche ich?

Wer sich dazu entschließt, die Grenze des Gesetzes zu überschreiten und mit illegalem Hanfanbau @ Home seinen zukünftigen Rauchbedarf decken möchte, muss sich über Einiges im Klaren sein. Indoor Anbau kostet erst einmal eine Stange Geld, die Kiffer lieber oft zu ihrem Dealer bringen. Dabei wird übersehen, wie schnell sich der investierte Betrag amortisieren kann, wenn man seinen kommenden Job richtig macht. Rechnet man den Preis von einhundert Gramm Cannabis auf dem Schwarzmarkt, ist mit einer vergleichbaren Ernte ein ordentlicher Betrag, wenn nicht sogar der komplette wieder in die Kasse gespült. Dafür in feinster Rauchqualität und mit der absoluten Sicherheit nicht mehr in den Fängen möglicher Graspanscher zu hängen, denen die Gesundheit ihrer Konsumenten schlichtweg egal ist.
Circa 500-1000 € sollte dem zukünftigen Hanfbauern seine Gesundheit mindestens wert sein.
Dafür wird hochqualitativ und mit Blick auf eine lange Haltbarkeit wie Sicherheit eingekauft. Letzteres sollte immer an erster Stelle stehen.
Daher will der Platz des folgenden Aufbaus gut gewählt sein, so dass nicht bei jedem unangekündigten Besuch oder bei Strom-, Gas-, Wasserablesungen gleich Umbauten von Nöten werden, der Growplan durcheinander kommt oder gar die eigene Unbescholtenheit gefährdet wird.
Die Größe sollte nach den eigenen Konsumgewohnheiten gewählt werden. Mit einer 250 Watt Natriumdampflampe kann sich ein Durchschnitts-Konsument (also der typische Feierabend-Kiffer) sehr gut selber versorgen ohne je in große Engpässe zu geraten. 120 x 80 x 80 Zentimeter sollten als Volumen fürs nötige Equipment und die Pflanzen mindestens vorhanden sein, um Platzproblemen und Überhitzung entgegen zu wirken.
Ein Growzelt, ein Schrank, eine entsprechende Box oder ein abgeschlossener Raum sind für den Ausbau zum Grasfeld immer geeignet. Neben den Töpfen, den wachsenden (!) Pflanzen und der Lampe, muss der Ort auch Platz für die Ein- und Auslässe von Lüftungssystem samt Filter bieten und Möglichkeiten geben, drei der vier Wände nachträglich für kommende Einbauten zu nutzen.
Lichtdicht sollte die Hanfherberge dazu sein, die sich auch noch einfach öffnen und verschließen lässt und aus wasserabweisendem Material besteht oder zumindest imprägniert ist. Da später Reflektion und eine maximale Lichtausbeute wünschenswert sind gestaltet man alle inneren Wände mit entsprechenden Folien. Wenn nun noch ein zugänglicher Stromanschluss vorhanden ist, ist der erste Schritt vollzogen. Man hat:

Ein Feld

Eine Mini-Box in Aktion

Nun braucht es Werkzeug und Maschinen, Dünger und Substrate.
Eine Scheune samt Fuhrpark würde der Bauer wohl sagen.
Grundlage sollte eine in der Grundfläche des Growrooms entsprechende Plastikwanne sein, in der die Töpfe stehen werden und die gegen Überflutung des eigenen Wohnbereiches schützt.
Bei genannten Größenverhältnissen von 120x80x80 Zentimetern findet sich Platz für circa 16 Töpfe mit vier Liter Volumen, die man je mit zwei Pflanzen bestücken kann.
Die Wahl des Anzuchtbehältnisses erscheint mittlerweile schon schwieriger, da Stoffbeutel, Luftpötte, Hydroponik und Aeroponik fortschrittliche Alternativen zum gewöhnlichen, altbackenen Plastiktopf bieten. Ebenso die Substrate, die neben extra produzierter Erde für Cannabis, aus Cocos, Steinkügelchen, Schaumstoffen und Steinwollen gewählt werden können. – Falls man sich nicht direkt für die Aeroponikmethode ohne Substrate entscheidet, die aber fortgeschrittene Kenntnisse voraussetzt und an anderer Stelle erklärt gehört. Anfänger sollten der Einfachheit halber zuerst zu Qualitätserde greifen. Tendiert man dazu das neue Hobby ernst zu nehmen, sind spezielle Dünger, diverse Messgeräte und Zeitschaltuhren unverzichtbar.
Letztere sind absolut notwendig, um die wachsenden Pflanzen im notwendigen Rhythmus mit Licht zu versorgen. Auch bei automatisierten Bewässerungsmethoden sind Zeitschaltuhren oft zwingend nötig. Steckerleisten, Kabelbinder, vergleichbares Equipment und etwas Handwerksgeschick sollten daher bei diesem Hobby ebenso vorhanden sein, um ein Kabelwirrwarr zu verhindern. Hat man sich für Substrat, Töpfe, Gießmethode und Pflanzenart entschieden, stellt sich die Frage nach der Wuchsmethode.

Sommersonne, Wind und guter Boden

Dass Hanfpflanzen auch während der Blütenphase extrem in die Höhe schießen können, sollte man bei der Lichtinstallation bedenken, weshalb eine verstellbare Aufhängung oder mehrere Etageneinstellmöglichkeiten von großem Nutzen sind. Ein Vorschaltgerät, das bei starkem Kunstlicht nötig ist, um Stromschwankungen entgegen zu wirken und Sicherheit zu gewährleisten, sollte wenn möglich dazu außerhalb des Gewächshauses angebracht werden. Filter und Lüfter sollten möglichst so angebracht werden, dass sie nicht mit den Pflanzen und dem Licht ins Gehege kommen, aber dennoch für guten Durchzug mit geruchsfreier Filterung sorgen.
Entsprechend der Größe der Growbox sollten Filter und Lüfter im Verhältnis sein, wozu es extra Umrechner bei Filterherstellern gibt. Schläuche sorgen für den Abtransport der gefilterten Luft nach außen. Eine praktische Cool-Tube Konstruktion kann dazu Licht und Lüftungssystem verbinden, und damit der doppelten Nutzung der Abluft dienen, die dann an der Leuchte vorbei geführt für Kühlung der Lampe sorgt. Extra Ventilatoren innerhalb der Zuchtkammer produzieren bei heißen Temperaturen Windzug, der sich positiv auf die gesamte Konstitution der Pflanze auswirkt, die Standfestigkeit erhöht und später gegen möglichen Schimmelbefall an den trächtigen Mainbuds vorbeugen kann.
Wässert man die bezugsfertigen Pflanzbehältnisse später nicht von Hand, sollten Tank mit Nährstofflösung gefüllt, die Pumpe bereit und alle Tropfleitungen greifbar sein. Für das Gießwasser befolgt man die Düngeanleitung der Hersteller und nutzt EC- und pH-Meter-Messgeräte zum Abstimmen des Düngergehaltes. Alle Installationen sollten abgeschlossen werden, bevor man den Schrank mit seinen neuen Mitbürgerinnen bestückt.(Lest dazu auch die große Hydroponik Serie in den Ausgaben Januar bis April 2011 des Hanf Journals)

Die Saat

Zieht man Pflanzen aus Samen, hat man mehr Arbeit als mit Stecklingen, braucht mehr Zeit und mehr Equipment, falls man nicht das Glück hat eine lichtbeflutete und unbeobachtete Fensterbank sein Eigen zu nennen, auf der Samen und Sprösslinge einige Wochen gedeihen können.
Ansonsten wird eine weitere Lampe, diesmal metallhalogen, mehrere kleine Anwuchstöpfchen und ein weiteres kleines Gewächshaus benötigt. Auch stromsparende Leuchtstoffröhren bieten sich für die Beleuchtung während der Wachstumsphase der Pflanzen an, benötigen aber andere Lampenfassungen.
Dünger brauchen die Pflänzchen während ihres Wachstums ebenso wie Wurzelstimulanzien.
Zieht man sein zukünftiges Marihuana aus Klonen, kann man sich häufig eine lange, vegitative Phase sparen und gut durchwurzelte Pflanzen direkt nach dem Umtopfen in die Blüte schicken. Um schnelle Ergebnisse zu erzielen, empfiehlt sich diese Methode. Auch um Fehler, die man zu Beginn leicht begehen könnte, direkt zu machen und auch um nicht erst nach einigen verschwendeten Wochen des Wachstums der Pflanzen aus Samen festzustellen, dass es sich bei den vermeintlichen Mädels um Jungs handelt.
Entscheidet man sich daher für die Zucht aus Klonen, muss eine zuverlässige Bezugsquelle zu diesen gewährleistet sein, damit man nicht nach der ersten Ernte ohne Nachmieter dasteht. Will man den Klonen Zeit lassen, brauchen sie wieder eine extra abgetrennte und beleuchtete Kammer, die 18 Stunden metallhalogen Licht bietet. Feminisiertes Saatgut auf der Fensterbank ankeimen und einige Wochen wachsen zu lassen, wäre daher die ideale Lösung bei Anfängern. Verboten sind natürlich beide Methoden.

On your marks, get set, Grow!

Alles ist bereit. Die Zeitschaltuhren sind auf 18 Stunden bei Metallhalogenbeleuchtung für das Wachstum oder auf zwölf Stunden Natriumdampfilluminierung für die Blütenphase gestellt und der erste Tag im künstlichen Sonnenschein mag beginnen. Die Pflanzen wurden in ihre Töpfe gesetzt, das Substrat wurde anständig befeuchtet, das Lüftungssystem läuft, die Lampe beginnt zu leuchten und man hofft, dass sich die Hänflinge zuhause fühlen werden.
Nun beginnt wohl die schwierigste Phase im Leben eines Hanfbauern.
Warten, kontrollieren, vorbereiten, handeln. Mehr als sich zurückzulehnen, regelmäßig nach dem Stand der Dinge zu schauen, Düngungen vorzubereiten und abzumessen und dann zu vergießen gibt es eigentlich nicht zu tun. Mehr Abenteuer als den Pflanzen Zeit zu geben, sich die Zeit zu nehmen nach Parasiten oder Mängelerscheinungen Ausschau zu halten, das Wachstum der grünen Schönheiten zu bewundern und sich auf den Erntedanktag zu freuen, bietet einem der Grow in den eigenen vier Wänden nicht. Während die Wochen voranschreiten, erhöht man die Düngezusätze stetig, ohne dabei die Pflanzen zu überbeanspruchen. Eine Überdüngung lässt sich leicht an den nach unten gebogen Blättern, den Adlerkrallen, erkennen und ist mit der Gabe von klarem Wasser einfach zu beheben. Man achtet zudem darauf, dass es weder zu heiß noch zu kalt, zu trocken oder zu feucht wird und lässt sich in allen aufkommenden Fragen am besten von Fachliteratur oder einschlägigen Foren beraten. Sind die Wochen rum, im Durchschnitt acht bis zehn, muss man seinen lieb gewonnenen Bewohner an die Gurgel. Es empfiehlt sich zwei Wochen vor der Ernte die Substrate nur noch mit reinem Wasser zu benässen, um die Düngereste aus Erde und Pflanzen zu spülen.
Einen besseren Geschmack und weniger Kratzen beim Konsum sind dann die erwünschten Folgen.

Schnippeldischnapp und ab

Wann der perfekte Erntezeitpunkt gekommen ist, lässt sich nicht sagen, da persönliche Vorlieben hier eine Rolle spielen. Es lohnt sich immer zu warten, bis circa 80 Prozent der ehemals weißen Härchen an den Blüten braun gefärbt sind. Außerdem ist eine Beobachtung der Trichome eine weit verbreitete Methode um die Reife der Pflanzen zu bestimmen. Färben sich die kristallklaren Tropfen milchig, sollte man sich etwas Zeit einräumen, da der Moment zur Ernte gekommen ist.
Beginnt eine leichte, bernsteinfarbene Verfärbung, ist es höchste Zeit Lebewohl zu sagen. Spätestens jetzt sollte den Mädels der Gar aus gemacht werden, ihre Stiele entfernt, die überstehenden Blätter geschnitten und der übrig bleibende Teil an Blüten getrocknet werden.
Während der ersten Tage hängt man die Biester in absoluter Dunkelheit in einem gut belüfteten Raum kopfüber auf und steckt sie nach genügender Trocknung in Einmachgläser oder Plastikbeutel. Nun muss man darauf achten, dass die Restfeuchte ohne Probleme aus den Behältnissen entweichen kann, da das Material sonst zu schimmeln begänne. Aus diesem Grund öffnet man die Gläser / Tüten regelmäßig für einige Minuten am Tag. Genießer lassen ihrem Marihuana einige Wochen oder gar Monate an Reifezeit, genießbar ist das grüne Kraut jedoch schon, wenn es ‚trocken‘ ist. (Sobald also die Äste mit einem Knacken brechen. Anm. des Grafikers)

Dass der Aufwand und die finanziellen Kosten in keinem Verhältnis zu gewöhnlichen Schwarzmarktgegebenheiten stehen, dürfte offensichtlich sein. Sich über selbst gezogene Pflanzen zu erfreuen, qualitative Steigerungen zu erfahren und sich dem Schwarzmarkt nicht mehr aussetzen zu müssen, ist dagegen eine unbezahlbare und schwer beschreibbare Befriedigung.
Schade, dass es in Deutschland noch immer verboten ist. Warum eigentlich?

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