Freitag, 28. Juni 2013

Psychonautische Dinosaurier

5. Auflage der Entheovision war die bisher beste der Reihe

STIMMEN ZUR ENTHEOVISION 5
Aufgezeichnet von Markus Berger

„Ich freue mich, so viele liebe Kollegen endlich mal wieder zu sehen“
Ayahuasca-Referent Arno Adelaars
“Eine mehr als gelungene Tagung.”
Professor Dr. Ralph Metzner
“Ich glaube fest, dass es noch nie eine so tolle Entheovision gegeben hat.”
Verleger Roger Liggenstorfer
„Es ist der Wahnsinn, wer hier alles rumläuft! Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Am Geilsten ist, dass sogar Ralph Metzner da ist!“
DEA-Reporter Chris
„Draußen schüttet es aus Eimern, aber hier drinnen scheint die Sonne.“
Entheovision-Besucherin
„Das Interesse an unserem Stand ist so groß – ich komme gar nicht zum Verschnaufen.“
Aussteller Andreas Halbmeier, Verdampftnochmal
„Ich finde es bedauerlich, dass manche Vorträge zur selben Zeit laufen …“
Entheovision-Besucher
i>„Hoffentlich gibt es nächstes Jahr wieder so einen unglaublichen Kongress – die Veranstalter haben sich selber übertroffen!“
Entheovision-Besucher
„Ich habe noch nie in meinem Leben so eine großartige Veranstaltung erleben dürfen!“
Entheovision-Besucher
„Bekomme ich hier irgendwo DMT?“
Entheovision-Besucherin
„Hier riecht es ziemlich streng nach Gras!“
Entheovision-Besucher

Samstagmorgen, 25. Mai, kurz vorm Aufstehen: Das Audimax im Berliner Botanischen Museum füllte sich zusehends, die Tore der fünften Ausgabe der Entheovision waren ab 8 Uhr für Besucher geöffnet. Im großen Hörsaal, der sich auch 30 Minuten nach dem offiziellen Einlass immer noch füllte, gab es direkt zur Eröffnung die erste Verzögerung. „Weil wir dann doch deutlich mehr Besucher begrüßen durften, als wir auf Grundlage der Vorverkäufe erwartet hätten, musste direkt der erste Vortrag auf der Zeitleiste nach hinten geschoben werden“, sagte der Herausgeber des Magazins „Entheogene Blätter“, Inhaber der Entheovision Limited und Mitveranstalter Hartwin Rohde aus Berlin. Über 400 Gäste hatten sich so denn am ersten Veranstaltungstag dieses Kongresses wissenschaftlicher Psychonautik in Berlin-Dahlem eingefunden, um den Worten der Vortragenden und den Taten der Kursleiter zu lauschen. Immerhin hatte die fünfte Entheovision eine Mixtur aus Referaten, wissenschaftlichen Explikationen und praxisnahen Workshops zu bieten. Und die waren mehr als einfach nur gut besucht.

„Wir feiern in diesem Jahr und mit der 5. Entheovision den mittlerweile zehnten Geburtstag der Kongressreihe“, sagte Mitorganisator Tobias S. aus Frankfurt. Sozialpädagoge S. war bereits auf der ersten Veranstaltung im Jahr 2003 dabei – „damals allerdings als gerade mal 18 Jahre alter Besucher, ich hatte das ganze Jahr für den Besuch des Kongresses gespart“, wie der Frankfurter Aktivist und angehende Psychotherapeut sagte. Die Entheovision war 2002 vom Autor dieses Artikels erfunden und 2003 zusammen mit Entheogene-Blätter-Verleger Hartwin Rohde zum ersten Mal geplant und veranstaltet worden. In den folgenden zehn Jahren konnte die Entheovision dann eine große Schar namhafter Referenten der psychonautischen- und Hanfbewegung mobilisieren und als Redner gewinnen. So gehören zu den Referenten der vergangenen Jahre unter anderem Dr. Christian Rätsch und Dr. Claudia Müller-Ebeling (Deutschland), Dr. Ann und Dr. Alexander (Sasha) Shulgin (USA), Sergius Golowin (Schweiz), Jonathan Ott (Mexiko), Jon Hanna (USA), Sandra Karpetas (Kanada), Hans Cousto, Werner Pieper, Micky Remann (alle Deutschland) und viele andere. Offizieller Schirmherr der ersten beiden Entheovisionen war kein Geringerer als der schweizer Chemiker und LSD-Erfinder Dr. Albert Hofmann gewesen.


Jochen Gartz – Foto: exzessiv.tv

Auch das Line Up der Entheovision Nummer fünf hatte es in der Tat in sich: Psychedelik-Dinosaurier Professor Dr. Ralph Metzner aus San Francisco – einst Weggefährte und Kollege von „Drogenpapst“ Timothy Leary – sprach über psychoaktive Substanzen in Schamanismus, Alchemie und Psychotherapie, die klinischen Psychoaktiva-Forscher Torsten Passie und Franz Xaver Vollenweider über MDMA und den postorgasmischen Zustand bzw. über die Neurobiologie psychedelischer Drogen und Professor Dr. Rolf Verres über Bewusstseinserweiterung. Fliegenpilzexperte und Völkerkundler Wolfgang Bauer erzählte von psychoaktiven Substanzen in Sagen und Märchen, Dr. Peter Hess sprach über psychedelische Musiktherapie und Journalist und Autor Mathias Bröckers über die Drogenlüge und sein gleichnamiges Buch. Außerdem dabei: Ayahuasca-Kenner Arno Adelaars aus den Niederlanden (Wieso der Amazons kein Paradies ist), Pharmazeut Tibor Harrach (Research Chemicals), Hanfaktivist Steffen Geyer (Legalisieren, aber wie?), Geschäftsführer des Deutschen Hanf Verbandes Georg Wurth (über den Status quo der Hanf-Re-Legalisierung), der einzige hauptamtliche Drogenpolitiker Deutschlands Maximilian Plenert (Gedankengefängnisse in der Drogenpolitik), Professor Joachim Eul (Amphetamine und Cathione), Matthias Diesch (LSD: Rückkehr in die klinische Forschung), Psilocybin- und Pilzexperte Dr. Jochen Gartz (Pilzzucht-Workshop), Naturdrogen-Spezialist und Sozialpädagoge Alexander Ochse (DMT-haltige Pflanzen), Dr. Graham St. John (DMT-Remixticism), Dr. Andrea Solf (Molekulare Wirkmechanismen psychoaktiver Substanzen), Danny Wolf (Phenethylamine und Tryptamine), Kräuterfrau und Ethnobotanikern Felicia Molenkamp (Antibiotische Inhaltsstoffe einheimischer Wildkräuter) und Nachtschatten-Verlag-Chef Roger Liggenstorfer (über die Stiftung Bibliotheca Psychonautica).

Neben den hochkarätigen Frontalvorträgen, die fast immer zum Ende der Performances in erhellenden und bestens frequentierten Frage- und Antwortrunden gipfelten, sublimierten diverse Workshops das ohnehin umfangreiche Programm der Entheovision. So gab es zwei Kräuterwanderungen und Pilzzucht-Workshops, einen Salvia-divinorum-Workshop und einen Kurs zum Thema Räuchermischungen und wie man diese selber komponiert.


Ralph Verres – Foto: exzessiv.tv

„Das ist eine wirklich gelungene Tagung“, bemerkte Professor Ralph Metzner, der an der diesjährigen Entheovision der definitive Headliner gewesen ist und das Publikum mit seiner ruhigen und kraftvollen Art und Aura beeindruckte. Einzig die fehlende Lounge und Sitzecke für Referenten und Helfer bildete einen kleinen Wermutstropfen – der allerdings von den zahlreichen Ausstellern des Kongresses mit einem Schluck Absinth wieder wettgemacht werden konnte. Auch die zeitlichen Abläufe gerieten, wie eingangs beschrieben, am ersten Tag der Entheovision ein wenig aus den Fugen – was dem nicht erwarteten Besucheransturm geschuldet war –, so dass der Auftakt der Psychonautentagung hier und da ein wenig chaotisch anmutete. Das wurde aber am zweiten Tag wesentlich besser, denn da sorgten die Veranstalter Hartwin Rohde, Tobias S. und Markus Berger für einen nun reibungslosen Ablauf des Programms und der einzelnen Veranstaltungen.

„Ich habe noch nie so viele Angehörige und Stars der Szene auf einem Haufen gesehen“, sagte ein Besucher voller Aufregung. „Ich renne dauernd mit meinem Block umher und versuche, Autogramme meiner Helden zu ergattern“. Eine Besucherin beklagte sich über die Vielfalt des Kongresses: „Es laufen so viele Vorträge und Workshops zur gleichen Zeit – ich weiß gar nicht, wo ich hingehen soll.“ Und ein Fan war schier außer sich vor Freude: „Ich hätte nie gedacht, dass ich diese wunderbaren Menschen, die ich sonst nur von Büchern und aus dem Fernsehen kenne, alle mal zu Sehen bekomme – die Entheovision ist der absolute Hammer!“
Selbst das miese Regenwetter, das die Veranstaltung an beiden Tagen treu begleitete, konnte die Stimmung unter allen Teilnehmern des Kongresses nicht trüben. Zwar war es Essig, sich bei strahlendem Sonnenschein chillend auf den Wiesen des Botanischen Gartens zu lümmeln. Auch wenn die Organisatoren und auch die Besucher sich das gewünscht hätten. Der ausgelassenen und rundherum hervorragenden Stimmung aller Beteiligten konnte das jedoch keinen Abbruch tun. Getreu des Mottos „Was kümmert uns das Nass von oben, wenn wir unten fröhlich sind“, konzentrierten sich die Gäste der Entheovision auf die Inhalte der einzelnen Darbietungen – und auf den fachsimpelnden Plausch mit Gleichgesinnten.

Ebenfalls dabei waren sämtliche Vertreter der wichtigsten Hanf- und Psychonauten-Medien: So berichtete mark marker vom Hanf Journal und Exzessiv TV vom Kongress, der Nachtschatten Verlag hatte einen ausladenden und herrlich angerichteten Stand aufgebaut, und auch von grow! -Magazin darf eine kurze Berichterstattung erwartet werden. Außerdem wurde die Entheovision Nummer 5 vom Team des Psychonauten-TVs Drug Education Agency (DEA) umfassend aufgezeichnet und dokumentiert – demnächst wird es auf dem Kanal des Senders Zusammenschnitte der Veranstaltung geben.

Unterm Strich kann festgehalten werden, dass die fünfte Auflage der Entheovision die bislang ruhigste und entspannteste, die am besten besuchte und die organisatorisch am rundesten gelaufene Ausgabe der ganzen bisherigen Tagungsreihe gewesen ist. Referenten, Besucher, Aussteller, Helfer und Veranstalter waren allesamt hoch zufrieden und freuen sich – so die Stimmen, die wir innerhalb der zwei Tage einfangen konnten – schon jetzt auf einen weiteren Kongress der Marke Entheovision. Der wird in frühestens zwei Jahren folgen und höchstwahrscheinlich mit leicht verändertem Konzept durchstarten. „Wir wollen die Anzahl an Referenten etwas eindampfen und dafür ein Programm bieten, das die Besucher von Anfang bis Ende erleben können“, sagte Tobias S. Die durch parallele Vorträge entstandenen Überschneidungen seien nicht wirklich vorteilhaft – insbesondere, weil zahlende Besucher der Entheovision auf diese Weise nicht allen Einzelveranstaltungen beiwohnen konnten, die sie gern gesehen hätten. „Hier haben wir einen Bedarf entdeckt, uns über Organisation und Ablauf Gedanken zu machen“, sagte Tobias S. Mal sehen, was die Macher sich fürs nächste Mal ausdenken.

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