Donnerstag, 8. August 2019

Kulturanthropologin erklärt den Grund für das Cannabisverbot

Mittelalterliche Argumentationen dank wirtschaftlicher Überlegungen geben den Ton an


Seit November 2018 weiß man, dass in Deutschland mittlerweile circa 46 Prozent der Bevölkerung für eine Freigabe von Cannabis stimmen würden. Dennoch tut sich insgesamt wenig, was die Legalisierung von Marihuana als Genussmittel betrifft. Weiterhin werden von mehr oder minder bekannten Gegner einer Legalisierung alte Phrasen gedroschen und fadenscheinige Argumente genutzt, um das Verbot und die Strafverfolgung der Konsumenten von Hanfprodukten zu rechtfertigen. Dass hier jedoch kaum Logik oder wissenschaftliche Erkenntnisse eine Rolle zu spielen scheinen, empfindet auch die Kulturanthropologin Lena Papasabbas vom Zukunftsinstitut Frankfurt, die gegenüber dem Business Insider ein paar interessante Fakten über die Drogenpolitik in Deutschland ungeschönt aussprach. Die fränkische Kulturanthropologin erklärt den Grund für das Cannabisverbot und die steife Argumentationskultur gewisser Personenkreise.

Gerade der Vergleich zu dem relativ laschen Umgang mit Alkohol in Deutschland verärgert und sorgt oft die Befürworter der natürlichen Rauschsubstanz und des pflanzlichen Genussmittels Cannabis. Hier ist nach Meinung Papasabbas auch ein großes Problem zu finden, da man sich in deutschen Gefilden kaum vor dem Einsatz der betrunken machenden Getränke verwehren kann und diese in der Gesellschaft derartig verankert sind, dass man sich dem Konsum nur schwer entziehen kann. Die Zahl der Alkoholabhängigen und die mit dem Rauschmittel in Verbindung stehenden Todesfälle zeigten aber eindeutig auf, dass diese Problematik von der politischen Seite komplett vernachlässigt würde. Da es wissenschaftliche Ergebnisse über das Gefahrenpotenzial aller Suchtstoffe gibt, diese jedoch keine Rolle in der politischen Entscheidung spielen, mutet die Art und Weise, wie argumentiert wird, nahezu mittelalterlich an. Wirtschaftliche Interessen seien der Leitfaden der Politik und auch aus diesem Grund werde man die Freigabe von Cannabis zu einem gewissen Zeitpunkt erlauben. Eigentlich sollte der Staat aber darauf achten, dass alle Bewohner möglichst verantwortungsvoll mit Rauschmitteln in Kontakt treten, was aber wohl auch dann übersehen werden wird. 40000 Gewalttaten und 74000 Tausend Tote pro Jahr, die einzig durch Alkoholkonsum verursacht werden, stehen 3165 Milliarden Euro Steuereinnahmen hierzulande gegenüber, was das bislang zugedrückte Auge im Umgang mit Alkohol erklären kann. Solang die Freigabe von Hanf von verschiedensten konservativen Seiten nicht gewünscht ist, wäre eine nach portugiesischem Vorbild funktionierende Drogenpolitik aus Sicht Papasabbas sinnvoll.

Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband, der auch in dem Artikel zu Wort kommt und dort auch die bekannten Gründe für einen benötigten Umschwung in der Cannabispolitik erneut preisgibt, kann heute in einer vom Stern-Magazin produzierten Diskussionsrunde auf Youtube dabei beobachtet werden, wie er trotz argumentativ richtiger Hinweise und verständlicher Logik dank Gegnern der Cannabislegalisierung in einen mittelalterlich wirkenden Gesprächsverlauf gelangt. Wiebke Winter von der Jungen Union und Sebastian Fiedler vom Bund Deutscher Kriminalbeamter reagierten schon in der Vorschau der heute veröffentlichten Produktion bestürzt und entsetzt über die Vorschläge, die der DHV als vernünftige Alternativen zur gescheiterten Cannabispolitik empfiehlt.

Noch vor zwei Jahren hatte der aufgrund von Betrugsermittlungen im Mai 2018 zurücktretende Bundesvorsitzende des BDK André Schulz gute Gründe die Entkriminalisierung von Cannabiskonsumenten aktiv zu unterstützen – heute scheint das innerhalb dieser Polizeigewerkschaft politisch so nicht mehr gewollt …

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4 Kommentare
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Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

Wirklich neu sind die eigentlichen und wahren Gründe für das Verbot nicht.Es ist der Machterhalt der regierenden Wirtschaftsbosse,der von Anfang an den Drogen-und Rauschgiftkrieg, in seiner jetzigen Form ,auslöste.Das gute Rauschgift von Pharma aber,darf im großen Stil verkauft werden.Der böse Hanf soll samt Befürworter weg.

Fred
4 Jahre zuvor

//Weiterhin werden von mehr oder minder bekannten Gegner einer Legalisierung alte Phrasen gedroschen und fadenscheinige Argumente genutzt, um das Verbot und die Strafverfolgung der Konsumenten von Hanfprodukten zu rechtfertigen// Fadenscheinige Argumente ist gut, da hätte ich auch noch einen. Ich habe mich immer gefragt, wie man auf ” 5 bis 10% ” Suchtkranke kommt. Also, zu der Aussage gelangen kann, das jeder zehnte oder zwanzigste Konsument krank wird. Die Zahlen, die man Studien und Berichten der Suchtkliniken entnehmen kann, kommen zu einem komplett anderen Ergebnis. Die Lösung fand ich dann in der auf den Seiten des Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten vergleichenden Studie. Man unterschlägt einfach zwei Worte. Richtig hieße der Satz 5 bis 10% der Konsumenten mit KRITISCHEM KONSUM entwickeln eine Erkrankung.… Weiterlesen »

Georg Elser
4 Jahre zuvor

Auch wenn der Artikel ,die Kulturellen Gründe beleuchten möchte , sind die Wirtschaftlichen Gründe , für das Cannabisverbot Taktangebend . Wenn man mindestens 50.000 Produkte aus Hanf herstellen kann , dann würden nach einer Legalisierung ,alle nur noch Hanfbeton , Hanfplaste , Hanf-Diesel , Hanf-Benzin , Hanf-Cellulose , Hanf-Wolle ,Hanf-Papier , Hanf-Medizin etc. kaufen und keine Produkte mehr ,aus herkömmlichen Rohstoffen . Die Hanflegalisierung hat einen ,für viele ,Milliardenschwere ,Wirtschaftszweige und Konzerne ,einen tödlich giftigen Rattenschwanz . Und nicht nur für einpaar Pharmakonzerne . Aus Wirtschaftsanthropologischer sicht , sind Postpolitische Überlegungen und Wirtschhaftliche Gründe , die Hauptargumente für ein Cannabisverbot .

Ralf
4 Jahre zuvor

@Georg Elser Was du da korrekt aber zwangsläufig unvollständig (denn die Liste der Kriegsgewinnler ist unendlich lang) wieder gibst, war für mich der Hauptgrund, weswegen ich nach dem lesen der Erstausgabe von Jack Heerers Buch über den Hanf, und die Gründe warum er verboten wurde, überhaupt auf die Idee gekommen bin, ihn wieder zu legalisieren. Das hatte mit dem kiffen erst mal gar nichts zu tun. Dieses Verbrechen hat mich so entsetzt daß ich weiter nachgeforscht habe , wer und aus welchen Gründen da mit drin hängt, und ich bin ihnen langsam auf die Schliche gekommen, den AMINAZIS, die am Tod großer Teile meiner Familie im 2 Weltkrieg die direkte oder auch indirekte (durch ihre Deutsche Nazigefolgschaft) Schuld tragen. Die… Weiterlesen »