Mittwoch, 30. März 2011

Abschalten mit Hanf

Hanf produziert mehr Biomasse als jede heimische Nutzpflanze

Nicht nur den vier bis sechs Millionen Kiffern hilft Hanf mehr oder weniger regelmäßig beim Abschalten vom Alltagsstress, auch bei der Energiewende könnte Cannabis Sativa mithelfen, ein paar Atommeiler stillzulegen.

In den vergangenen Jahren ist er vergleichsweise ruhig um Hanf als Energieträger geworden, obwohl Matthias Bröckers und Jack Herer schon 1994 in ihrem Bestseller “Hanf” auf die Vorteile der Energiegewinnung aus Hanf-Biomasse hingewiesen haben. Der auf das Buch folgende “Hanf-Boom” der späten 1990er Jahre hat beim Thema Energiegewinnung erst einmal nicht gehalten, was viele erwarteten. Zwar gibt es einige Hanfbauern und Faserverwertungsbetriebe, die Verstromung von Hanf hat, anders als Rohstoff für die Bau- oder Textilindustrie, jedoch noch keinen nennenswerten Umfang erreicht, obwohl die Abfälle bei der Hanfproduktion meistens heute schon CO2 neutral in Strom umgewandelt werden. Um seine Vorteile voll zu nutzen, müsste Hanf, ähnlich wie Raps oder Mais, großflächiger zur Energiegewinnung angebaut werden. Aber Biomasse wird zur Zeit aus zwei nachvollziehbaren Gründen unpopulär: Es entsteht eine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion und treibt so die Nahrungs- und Futtermittelpreise in die Höhe. In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern haben Monokulturen, die zur Energiegewinnung großflächig angelegt wurden, verheerende ökologische Auswirkungen.

Hanf jedoch ist anders: Sein Hauptvorteil ist, dass er mehr Biomasse als jede andere heimische Nutzpflanze erzeugt. Mit Ausnahme der Samen ist er im Gegensatz zu Mais oder Raps auch kein Lebens- oder Futtermittel und stünde so nicht in direkter Konkurrenz zu diesen. Hanf braucht auch als einzige Nutzpflanze keine Pesti- oder Insektizide und wäre selbst beim großflächigen Anbau umweltverträglich, wobei hier von Anfang das Entstehen riesiger Monokulturen verhindert werden muss, denn Monokulturen sind immer ein ökologisches Desaster. An stillgelegten Ackerflächen mangelt es in der EU auch nicht, was fehlt, ist wie so oft das Geld für die Forschung und Entwicklung entsprechender Techniken. Vielversprechende Versuche des Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam* belegen, dass Hanf bei der Umwandlung zu Methangas Feldpflanzen wie Mais oder Raps weit überlegen ist, nur Topinambur, eine essbare Knolle, schlägt die Hanfpflanze in dieser Hinsicht knapp. Leider wurde seit Jahren versäumt, die Forschung zur Umwandlung von Hanf-Biomasse in Methan zu intensivieren. Selbstredend kann Cannabis Sativa alleine nicht die energiepolitische Wende bringen, ist aber als eine der wichtigsten Pflanzen des so genannten “New Green Deals” aufgrund seiner stigmatisierten Stellung immer noch nicht da angekommen, wo er hingehört: Auf den Feldern vieler Bauern. Denn sowohl die Beschaffung des Saatguts als auch die Weiterverarbeitung ist für die Landwirte oft abenteuerlich, weil sowohl anständiges Saatgut als auch weiterverarbeitende Betriebe Mangelware sind. Das liegt daran, dass der Nutzhanfanbau zwar seit einigen Jahren wieder legal ist, die notwendige Infrastruktur jedoch aufgrund des 50 Jahre bestehenden Verbots fast komplett fehlt.
Hier wären die Agar-Bürokraten in Brüssel und Berlin gefordert, ihre Subventionen endlich einmal sinnvoll einzusetzen. Doch zumindest in Deutschland ist eine solche Forderung angesichts des Energiekonzepts von Schwarz/Gelb kaum durchsetzbar, wurden doch die Fördermittel für nachhaltige Energiegewinnung zugunsten der Laufzeitverlängerung unserer Atomschrottproduzenten stark gekürzt, wobei der Hanf als nachwachsender Rohstoff ohnehin schon unterrepräsentiert war. Deshalb und zum Schutz künftiger Generationen lautet die Devise für ein wirklich nachhaltiges Energiekonzept ab sofort “Kein New Green Deal ohne Hanf.”

*Heiermann, M., Plöchl, M., Leibniz-Institut für Agrartechnik Bornim e.V., Potsdam : Biogas aus Pflanzen – Ergebnisse von Gärversuchen

Kommentar unserer Growing-Redaktion:

“Wieso eigentlich Nutzhanf?
Prinzipiell ist die Verstromung von Cannabis ja eine prima Sache. Aber ich frage mich, weshalb keiner auf die Idee kommt, potenten Hanf zu Strom zu machen? Denn der kann, wählt man die richtige Sorte, auch beim Anbau draußen bis zu 12 Prozent THC enthalten und genauso groß wie Nutzhanf werden, also reichlich Biomasse produzieren. THC ist ein Harz, brennt demnach wie Hölle, ist also ein prima Energieträger und steigert so den Brennwert von Hanf um ein Vielfaches. Wer kennt das Phänomen, dass potentes Gras oder Hasch viel länger brennt als mieses? Ich träume einfach mal davon, dass auch potenter Hanf irgendwann mal legal ist. Der wächst ja genauso gut und schnell wie der so genannte, künstlich gezüchtete, Nutzhanf. Da hätten wir also die ohnehin immense Biomasse und dann noch das THC dazu – der absolute Burner. Auch bei der Umwandlung zu Gas wäre potenter Hanf einfach potenter, weil aufgrund des Ölgehalts wohl mehr Gas herauskäme. Kurzum: Strom aus PowerPlant, Ruderalis Skunk oder Guerillas Gusto hätte sicher keinerlei Nachteile gegenüber dem aus Fedora 17 oder Chamaeleon. Aber wär’ ja auch irgendwie schade um’s schöne Gras.”

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