Mittwoch, 30. März 2011

Wie sage ich es meinem Kinde?

„Das ist aber eine komische Zigarette!“

Spätestens dieser Satz aus Kindermund bringt jeden Kiffer in Erklärungsnot. In den meisten Fällen begnügt sich der ertappte Hanfsünder mit einer Notlüge, die er in die Köpfe der Bambini pflanzen will, um sein illegales Laster zu vertuschen. Dabei übersieht der Schwindler nur, dass Kinder, die Fragen stellen, längst nicht mehr an den Weihnachtsmann glauben und mitunter schon selbst die hohe Kunst der Unredlichkeit üben. Doch was soll der arme kiffende Vater anderes machen, wenn er pfiffige und wissbegierige Stammhalter hat, die ihn ausforschen und ganz der Vater werden wollen? Kann die Mutti ihren Kindern gestehen, dass der Glimmstängel in Wirklichkeit ein Joint ist, der dazu dient, sich „die Rübe mit Haschgift zuzudröhnen“?
Die Antwort auf diese Fragen ist ein klares Ja, schließlich geht es um das Wohl des Kindes. Denn einzig die Wahrheit ist im Sinne des Jugendschutzes! Wer Kinder mit Lug und Trug abspeist, der säugt die bigotte Erwachsenenbrut von morgen, also genau die Menschen, deren Seele durch diffuse Ängste, Heuchelei und Dummheit vergiftet ist. Je früher der Nachwuchs erfährt, dass Lügen kurze Beine haben, die einen das ganze Leben verfolgen können, desto leichter bilden sich die Tugenden heraus, die später einen rechtschaffenen und offenen Menschen auszeichnen. Das Erziehungsziel muss sein, einen klaren Verstand heranzubilden, der den Kitzel des Abenteuers erfahren will, ohne jedoch die Suche danach zur Sucht werden zu lassen. Alles andere ist ein Irrweg, denn kiffende Eltern, die ihren Kindern die kleine Schwäche verheimlichen, lügen doppelt, indem sie nicht nur sich selbst verleugnen, sondern überdies auch die elende Hanflüge bedienen. Entsprechend hoch ist dann auch der Schaden, wenn Misstrauen und Angst in der Familie um sich greifen und kaum noch Worte am Mittagstisch gewechselt werden, weil sie sowieso nur gelogen wären.
Dass Kiffer sich gegenüber ihren Kindern outen sollten, widerspricht natürlich dem Jugendschutz, dessen hehrer Anspruch darin besteht, Cannabis grundsätzlich jede Verkehrsfähigkeit abzusprechen, so dass sich der Genuss des orientalischen Krauts von selbst verbietet – und zwar für alle Lebewesen, egal ob jung oder alt. Dieser Anspruch ist natürlich wieder so eine Lüge, denn in Wahrheit ist der Jugendschutz nur das vorgeschobene Alibi für das generelle Hanfverbot. Diese Infamie ist es dann auch, die unsere Kinder dumm hält und schließlich zu Dummheiten verführt. Das Leben will nun mal vernünftig erlernt werden, und dazu zählt auch der Umgang mit Risiken und Gefahren. Was große Lügen anrichten, die den Unbill des Lebens verklären, zeigt sich aktuell in Japan, wo die, die von der Lüge eingelullt wurden, nun die Leidtragenden sind. Fassungslos stehen die armen Menschen vor den Trümmern ihres von der Atomlobby bestimmten Lebens – wie mancher junger Kiffer hierzulande, der sich plötzlich im Jugendarrest wiederfindet, nur weil es die Anti-Hanf-Lobby und Eltern versäumt haben, den jungen Menschen den verantwortungsbewussten Umgang mit dem Genussmittel Cannabis beizubringen. Nicht die unselige Kampagne „KEINE MACHT DEN DROGEN“ fördert die nötige Charakterbildung der Nachwuchskiffer, und schon gar nicht die Heimlichtuerei der kiffenden Papas und Mamas, Omas und Opas. Ein offener Umgang mit Cannabis auch vor den Augen der Kinder ist daher nur ein selbstverständlicher Bestandteil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Und Hand aufs Herz! Wer von uns Erwachsenen war so artig, bis zum Erreichen der Volljährigkeit gewartet zu haben? Kein Jugendlicher zählt über Jahre die vielen langen Tage, bis er sich endlich Pornos, Schnaps und Joints reinziehen darf. Früh übt sich, wer ein Meister werden will, und Jugendliche sind wahre Künstler im Übertreten von Verboten. Auch wenn Mutti und Vati noch so warnen, spätestens beim Einschalten der Glotze tauchen unsere Kinder in eine Welt voller Schlechtigkeiten, die heimlich nachgespielt werden wollen. Die moderne Pädagogik ist angesichts des erbärmlichen Zustands, was die Kulturpflege unserer Gesellschaft betrifft, längst nicht mehr zeitgemäß. Warum also sollen sich gerade die kiffenden Eltern vor ihren Kindern verstecken und sich zum Moralapostel aufschwingen, um eines Tages als Lügner für eine Sache dazustehen, die es gar nicht wert war? Wenn Lügenbarone und Steuerhinterzieher ihre Kinder zu ihresgleichen deformieren, dann darf das auch der Cannabisliebhaber! Alles andere ist Doppelmoral, denn wie man am Kriminalfall Guttenberg sieht, sind Verbrecher heutzutage mehr denn je salonfähig und folglich die wahren Helden unserer Eleven. Und so stellt sich abermals die Frage: Wie sage ich es meinem Kinde, dass ich abends verbotenerweise im Garten sitze und mir die Stille des ausklingenden Tages mit einer Tüte versüße?
Im Gegensatz zum Alkoholkonsumenten, der sich ungeniert sogar bis ins Koma saufen darf, um sich dann von seinen Töchtern aus der Kneipe mit der Schubkarre abholen zu lassen, schwebt über dem Kiffer die Keule der strafrechtlichen Repression, die aus einem vor Kinderaugen gerauchten Joint schnell einen Fall für Gerichte und Jugendämter macht. Während Sportidole wie Oliver Bierhoff und Boris Becker unseren Kindern in den Werbepausen der Sportschau die Lust aufs Biertrinken eintrichtern, müssen sich die Hanffreunde bedeckt halten. Doch genau an diesem Punkt findet sich der Ansatz für eine bedachte Kindererziehung in einer Familie, die neben Schnittlauch und Petersilie auch eine Hanfpflanze im Kräutergarten umsorgt. Und damit ist nicht jene Sorte Eltern gemeint, die ihren Filius zum Schnapsholen schickt oder sich vom Töchterchen die Bong anrauchen lässt, sondern die, die wissen, dass Kinder sich selbst Droge genug sind und sich vornehmlich im Spielrausch verlieren. Letztlich weckt nur das die Neugier der Kinder, was Erwachsene vergeblich zu verheimlichen suchen. Keinem kiffenden Elternteil wird es jemals gelingen, seine Kinder bis zum 18. Geburtstag über das Laster zu täuschen, zumal Erwachsene grundsätzlich die Wahrnehmungsfähigkeit der kleinen Menschen unterschätzen. Wenn also der Moment gekommen ist, an dem das Töchterchen zur Mutti flitzt und petzt, dass der Papi mit dem Onkel auf dem Balkon eine Stinkezigarette raucht, hilft keine Lüge, sondern nur ein kleiner Trick, der das Ritual entzaubert, was das Kind als seltsam und geheimnisvoll wahrgenommen hat. Die Angst kiffender Eltern, dass die kleinen Racker das Familiengeheimnis ausplaudern, ist ebenso zu vernachlässigen, solange sie nicht mit Polizistenkindern spielen. Wer seiner Brut überdies ein liebevoller Mensch ist und sie nicht wie Idioten behandelt, wird schnell verlässliche Partner haben, die selbst unter Folter dichthalten.
Bleibt die Frage, inwieweit kiffende Eltern ihre Kinder darauf konditionieren, später selbst Cannabis zu konsumieren. Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass Haschgift bei den Jugendlichen an Attraktivität verloren hat. Selbst alle Versuche der Genussmittel- und Suchtstoffindustrie, den Nachwuchs für ihre Produkte frühzeitig anzufixen, scheinen ausgereizt. Die meisten Jugendlichen entscheiden sich immer noch für einen kontrollierten Konsum illegaler und legaler Drogen. Den einen hält ein intaktes und offenes Elternhaus vom Komakiffen ab, während anderen der Appetit auf Spirituosen angesichts der vielen abschreckenden Beispiele unter den Erwachsenen vergeht, die sich im Suff den Kindern von einer Seite zeigen, die alles andere als schön ist. Daher erklärt sich auch das Phänomen, dass Kinder bis zur Pubertät die profane Ansage, dass Alkohol und Zigaretten nichts für Minderjährige ist, meist widerspruchslos hinnehmen – und das ohne die übliche Penetranz der Frage nach dem Warum. Kinder mögen halt keine bitter schmeckenden Cognacbohnen, und der Sinn des Rauchens bleibt ihnen bis zur Pubertät gänzlich verschlossen.
Eltern, die sich hin und wieder oder auch öfter mit welchem Stoff auch immer zudröhnen, sollten sich daher stets der hohen Verantwortung als Vormund bewusst sein, denn nur sie sind es, die bis zur Pubertät die erste und letzte Instanz sind, was den Erziehungsprozess betrifft. Der Vater, der seinem Kind als Abendgruß eine Alkoholfahne ins Gesicht haucht oder mit dem Joint am Frühstückstisch hockt, muss sich stets vor Augen führen, dass sein egoistisches Handeln und Wirken maßgeblichen Einfluss auf das Wohl des kleinen Menschen hat. Kinder können nicht wie der Lebenspartner einfach das Weite suchen, wenn es ihnen mit dem Rauschexzessen zu bunt wird, und oft ist es nur die reine Affenliebe der Zwerge, die diese Tortur ertragen lässt.
Irgendwann kommt jedoch der Tag, der alles verändert und alle Lügengespinste rissig macht. Die Pubertät der Sprösslinge ist die Erntezeit der Eltern. Jetzt zeigt sich, was für Früchtchen man kultiviert hat. Plötzlich entstehen die seltsamsten Konflikte, und so manches Elternpaar bekommt die Quittung für das, was sie an ihren Kindern verbrochen hat. Der Spruch „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ bewahrheitet sich nunmehr, und so manch Pubertierender fällt zunächst aus allen Wolken und dann in den Brunnen. Doch nicht Cannabis ist der Stoff, der aus Jugendlichen Süchtige, Psychopathen und Soziopathen macht, sondern das abgekartete Spiel unserer selbsternannten Kinderschützer, die gedungene Handlanger derjenigen sind, die sich am Suchtverhalten unserer Kinder und Jugendlichen eine goldene Nase verdienen. Bestes Beispiel sind die Anstrengungen der Bierbrauer, die ihre ursprünglich bittere und bräunlichtrübe Brause extra mit Zucker und Farbstoff versehen, um das Gesöff Jugendlichen schmackhaft zu machen. Endlos ist die Liste der eigentlichen Kinderfänger, denn selbst ein Arzt, der seinen kleinen Patienten zugelassene psychoaktive Subtanzen wie Ritalin verschreibt, macht sich schuldig im Sinne des Jugendschutzgesetzes.
Also, machen wir uns keinen Kopp, lassen wir unsere Kinder in aller Ruhe neben uns aufwachsen, stehen wir zu unserem kleinen Laster, ohne zu belästigen. und alles wird gut. Und wer weiß, vielleicht kommt ja mal der Tag, an dem der Hanfbauer seine Kinder genauso mit zur Ernte nimmt – wie der Winzer die seinigen zur Weinlese.

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