Mittwoch, 27. April 2011

Das Nippel durch an Tasche liegen…

Sparen am falschen Ende: Falsche oder fehlende Bedienungsanleitungen kosten Geld und Nerven

Eigentlich bin ich der Meinung, dass gerade die Hersteller hochwertiger Produkte auch dazu verpflichtet sind, deren besonderen Vorzüge entsprechend detailliert zu beschreiben. Das ist leider im Growing-Bereich nicht immer so, hier setzen sich Qualitätsstandards für Endverbraucher, wie sie in andern Bereichen üblich sind, gerade erst durch. Der Hauptgrund hierfür: Bei Grow-Equipment handelt es sich fast ausschließlich um so genannte „Industrieware“, also Produkte, die eigentlich von Handwerksbetrieben oder andere Firmen montiert und fertig eingebaut an den Kunden weitergeben werden .Aber auch grow-spezifische Weiterentwicklungen solcher Produkte haben manchmal Bedienungsanleitungen, die das Papier nicht wert sind. Oder eben gar keine.
Ein kleiner Hinweis auf dem Leuchtmittel, das ein regelmäßiges Abstauben empfiehlt, würde so manch unerfahrenem Grower durchaus ein paar Lumen mehr bringen und die Lebensdauer der „Birne“ verlängern.
Ein besonders anschauliches Beispiel, wie man aufgrund mangelnder Information das Potential eines an sich hervorragenden Produkts nicht voll ausnutzt, ist der Adjust-a-Wings. Dieser in Australien entwickelte Reflektor wurde für Hobbygärtner entwickelt, die sich mit ganz anderen Temperaturproblemen rumärgern müssen als mitteleuropäische Grower. Allerdings weist dieser High-End Reflektor noch ein paar andere Vorzüge auf, von denen die Growergemeinde auf dem alten Kontinent bisher wenig mitbekommen hat. Denn der Adjust-a-Wings vermeidet oder verlagert nicht nur den befürchteten Hotspot und verhindert aufgrund seiner Flügelform einen Hitzestau unterm Reflektor. Er kann, je nach Flügel- und Höheneinstellung der Fassung und Stellung des Hitzeschilds (Spreader), den Lichteinfallswinkel verändern. Auch kann durch viele verschiedene Einstellmöglichkeiten die zu beleuchtende Fläche variiert werden, was bei kleinen Räumen die Lichtausbeute optimiert und bei großen Räumen sogar die Lampenanzahl und somit den Stromverbrauch reduzieren kann. Damit ihr all die Vorteile, die ein solch hochwertiger, aber nicht gerade billiger Reflektor bietet, voll ausnutzen könnt, haben wir ein bisschen recherchiert und mit Hilfe unsere beiden growing Redakteure HC4L und Kimo die Bedienungsanleitung erstellt, die bis heute nicht im Karton liegt.

How to use: Adjust-a-Wings

Zu Anfang der vegetativen Phase wird der Reflektor relativ hoch und ohne Hitzeschild über den Pflanzen aufgehangen (siehe Tabelle). Die Spannweite der Flügel wird auf „schmal“ eingestellt. So werden für die Pflanzen Frühjahrsbedingungen simuliert.
In der Vorblüte, also sobald die Pflanzen anfangen, sich zu strecken und Blütenansätze zu bilden, wird die Reflektorenspannweite auf „breiter“ geändert und der Spreader montiert. Der Abstand des Leuchtmittels zu den Pflanzen wird schrittweise gesenkt. Das wärmere, intensivere Licht simuliert wie in der Natur sommerliche Bedingungen.
Wenn das Längenwachstum aufhört und die Blüten anfangen, an Größe zuzulegen, wird der Reflektor schrittweise wieder höher gehangen. Ebenso wird die Spannweite sukzessive wieder auf „schmal“ reduziert, das Hitzeschild bleibt jedoch bis zum Ende des Zyklus.
So werden herbstliche Bedingungen simuliert, wodurch die Hormonproduktion und somit die Bildung dicker, gehaltvoller Blüten angeregt wird.

Achtung:

Wer gar keinen Spreader benutzt, sollte auch bei den obigen Angaben zum Abstand vorsichtig sein, die Angaben unserer australischen Kollegen beziehen sich auf den minimalen Abstand, beim Gebrauch ohne Spreader sollte anfangs zu den Angaben noch ein Sicherheitspuffer von fünf bis zehn Zentimetern hinzugerechnet werden. Treten hierbei keine Verbrennungserscheinungen auf, so kann der Abstand wie oben beschrieben verringert werden. Um das volle Potential des Reflektors voll ausschöpfen zu können, ist der Einsatz eines Spreaders jedoch unausweichlich. Der Hitzeschild wird zwei bis fünf Millimeter unter dem Leuchtmittel angebracht und so gebogen, dass er genau parallel zur Entladungslampe liegt. Die Position der Fassung ist für das „Feintuning“ verantwortlich und dient der optimalen Ausleuchtung und der Anpassung an verschieden proportionierte Anbauflächen.
Eine einfache Faustregel hierfür ist: Der Lichtkegel sollte am Rand des Raums genauso hoch wie die Unterkante des Reflektors sein, weshalb mit jeder Änderung von Spannweite oder vom Abstand zu den Pflanzen auch hier eine Anpassung notwendig ist.
Last but not least:
Wird ein Adjust-a-Wings im Muttiraum oder der vegetativen Phase genutzt, so sollte nie ein Spreader verwendet werden.

Die Mutti bleibt ohne Spreader – Foto: HC4L

Fazit:

Der fehlende Hotspot ermöglicht den geringen Abstand. Das wiederum ist der eigentliche Grund, weshalb der Wings so gut funktioniert, denn je mehr Licht die Pflanzen aufnehmen können, desto mehr Nährstoffe können sie verwerten. Man kann sogar sehen, dass der Nährstoffbedarf und der Abstand der Pflanzen zur Lampe eng miteinander verknüpft sind, denn in Phasen des geringsten Abstands steigt der Nährstoffbedarf stark an, sobald die Position nach oben verändert wird, sinkt dieser wieder ab.
Die Gartenarbeit mit einem Adjust-a-Wings ist, wie alles im Indoorbereich, auch Erfahrungssache. Ein ambitionierter Kleingärtner wird mit der Zeit ein Gefühl dafür entwickeln, an welchen Tagen eine Änderung der Position von Flügeln oder des gesamtem Reflektors sinnvoll ist und so nach und nach die volle Kraft dieses von echten Meistern ihres Fachs entwickelten Tools zu nutzen wissen.

Die Redaktion dankt der Kaya Foundation, die es uns durch den ambitionierten Einsatz ihrer Mitarbeiter erst ermöglicht hat, die technischen Informationen unter viel Zeitaufwand zusammenzutragen.

Tabellentext:
How to adjust

Diese Tabelle beschreibt die Einstellungen bei einen Adjust-a-Wings mit einem 600W Leuchtmittel bei einer Fläche von 1,75 x 1,35m oder einem 400W Leuchtmittel bei einer Fläche von 1,00 x 1,25 m.

*Die Höheneinstellung der Fassung dient der Feineinstellung und ist stufenlos verstellbar, verfügt also über mehr als die erwähnten drei Einstellmöglichkeiten. „Hoch“, „Mittel“ und „Tief“ sind daher als grobe Richtwerte anzusehen. Bei der Einstellung ist neben den Tabellenwerten auch die Grundform der auszuleuchtenden Fläche zu beachten. Faustregel: Der Lichtkegel sollte am Rand des Raums genauso hoch wie die Unterkante des Reflektors sein.

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